Kata Brehm Schommer

Zeichnungen “Zwischen Zero und Computerprogramm“ seit 1970

Meine Zeichnungen sind keine Computer-Zeichnungen.

Beschäftigt mit dem Thema Steuerung auf der Suche nach der künstlerischen Umsetzung. Und sehr wichtig an der Kunstschule Saarbrücken der Einfluss der Grundlehre und des Lehrers Oskar Holweck, Zero, (1957-58/59).

Zwischen Zero und Computerprogramm

Meine Zeichnungen — seit 1970 — sind keine Computer-Zeichnungen, sie werden wahrgenommen als ästhetische, dramatische, archaische Gebilde. Keine von aussen bestimmte Form — sie wachsen mit Tagesringen, ähnlich den Jahresringen eines Baumes.

Zero war die passende Schule für mich, und durch meinen Lehrer Oskar Holweck, Zero-Mitglied, gehöre ich indirekt seit 1957 zu Zero.

Reale gesellschaftliche, politische und private Vorgänge, Meinungsmache, Manipulation, gesteuerte Trends usw. sind Motivation meiner künstlerischen Arbeit, besonders meiner Zeichnungen seit 1970. Ich kann die Welt nicht anders erkennen als in unendlich vielen permanent steuernden und gesteuerten Zusammenhängen — analog extrem reduziert das Dreieck als kleinstes Element meiner Zeichnungen, mit dem durch Addition zusammenhängend konsequente, notwendige Gestaltung, Formbildung entsteht. Ich beginne zu zeichnen mit einem Programm, das ich auch in einen Computer eingeben könnte. Die Ergebnisse würden differieren, weil ich, der unberechenbare Mensch, keine determiniert funktionierende Maschine bin, sondern ein zusätzlich permanent steuerndes und gesteuertes, ein beeinflussbares und reagierendes System, — z.B. meine seriell und gleichmäßig programmierte Zeichnung und die unbewusst steuernde minimale Abweichung (s. Zeichnungen XXII), oder eine deutliche Abweichung aufgrund eines zeichnerisch installierten Widerstandes (s. Zeichnungen X, XI, XII).

Der zeichnerische Vorgang als Demonstration gesetzmäßiger, Zusammenhang-bedingter Gestaltung, Formbildung. Innerhalb der zeichnerischen Programmentwicklung wird das gerade gezeichnete Dreieck bestimmt vom vorherigen und es bestimmt das folgende. Entscheidungsfreiheit? Hirnforscher haben entdeckt, dass im Gehirn schon Sekunden im voraus die Entscheidung stattfindet.

Seit etwa 1983 Zeichnungen mit demselben Programm. Der Unterschied kann so groß sein, dass man z.B. die differierende Programmentwicklung in den Zeichnungen 9 von 2001 aufgrund des extrem minimalen Programm-Anfangs nicht mehr nachvollziehen kann.

Schon bald in den 80er Jahren sind Automatismus, Wissen, Trend-Erfahrung am zeichnerischen Vorgang beteiligt. Das Bewusstsein wird bedingt und wirkt bedingend. Eine bewusste, allerdings aufgrund des bedingenden Zusammenhangs eingeschränkte Steuerungsmöglichkeit kann langfristig die Gestaltung beeinflussen. Schon 1979 Experimente mit Trend-Bildung und bewusst gesteuerter Auflösung des Trends (vgl. Suchtbehandlung).

Anfang der 1990er Jahre — nach ersten Informationen über die Chaostheorie — war mir bewusst geworden, in welchem philosophischen, zeitgeistigen Zusammenhang meine Arbeiten seit 1970 entstanden waren. (Seltsam das Blumenkohl-Gebilde IV von 1974 und der Blumenkohl als Symbol der Chaostheorie)

Ausführlichere Informationen unter dem Menüpunkt Vita, INFO I und INFO II